Das Rotwild

(September 2004)


Jetzt,  ab Mitte September bis Ende September , beginnt die Brunftzeit der Rothirsche. Rothirsche gibt es in unserem Raum noch viele. Vor allem in der Erler Heide südlich von Raesfeld sind sie abends und in der Nacht leicht zu beobachten und langsames Fahren ist  nun noch mehr als sonst angesagt, denn die Hirsche sind nun wenig vorsichtig und lagern manchmal mitten auf der vielbefahrenen B 70. Einfacher und wesentlich risikoloser kann man sich unseren mächtigsten Wildtieren z.B. im Biotopwildpark Anholter Schweiz nähern. Ihr lautes Röhren ist nun schon von Weitem zu hören. Das markante Röhren lassen die männlichen Hirsche vernehmen, um ihre Gebietsansprüche und um ihre Vormachtstellung geltend zu machen. Reicht das Röhren allein nicht aus, um Rivalen abzuschrecken und um sich durchzusetzen, kommt es auch zu Kämpfen zwischen ähnlich starken Hirschen. Die Kämpfe werden mit gegeneinandergedrückten Geweihen ausgefochten. Bisweilen, wenn auch sehr selten, behaken sich die Rivalen so sehr, dass sie sich mit ihren Geweihen verhaken. In der freien Natur würden dann Beide, da sie ja nicht mehr in der Lage sind Nahrung aufzunehmen, zu Grunde gehen. Dem Sieger der Auseinandersetzungen winkt ein schöner Preis: Das ganze Rudel Hirschkühe steht ihm zur Verfügung. Bestreben des „Platzhirsches“ ist es, ein möglichst starkes Rudel Hirschkühe um sich zu scharen. 

 



Doch kein Preis ohne Fleiß – beinahe ununterbrochen muss der Platzhirsch den anderen Hirschen seine Überlegenheit unter Beweis stellen. Jüngere  Hirsche sind allein vom lauten Röhren und vom kraftvollen, majestätisches Schreiten des Platzhirsches so beeindruckt, dass sie sich im Hintergrund halten, doch der ein oder andere ähnlich starke Hirsch muss auch nachdem eigentlich geklärt wurde, wer der Stärkste ist, verfolgt und vertrieben werden. Für den Platzhirsch ein anstrengendes und seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nehmendes Geschäft! Fast vier Wochen lang kommt er weder zum Fressen noch zum Ausruhen und ist danach sichtlich geschwächt und abgemagert. Gut dass er sich zuvor eine „Wampe“ angefressen hat und somit über Reserven verfügt! Doch wenn es zu einem frühen Kälteeinbruch mit starkem Schneefall direkt nach der Brunftzeit kommt, kann das gerade für den Platzhirsch schlimme, manchmal tödliche Folgen haben, denn er ist noch geschwächt von der anstrengenden Brunft- und Paarungszeit. Die Hirschkühe werfen ihre Jungen nach einer Tragzeit von 8½ Monaten im Mai bis Juni. Im Normalfall wird nur ein Junges geboren, welches 10 bis 14 kg wiegt. Das Jungtier wird die ersten vier Monate, also bis zur Brunftzeit, gesäugt und verbleibt bis zur Geburt des nächsten Kalbes beim Muttertier.


Die Verbreitung des Rothirsches ist heutzutage in Deutschland gesetzlich geregelt und in gut 80 voneinander getrennten Vorkommen zieht das grüßte freilebende Wildtier Deutschlands seine Fährte. In diesen Gebieten wird das Rotwild heute zum Beispiel durch Fütterungen  gehalten.  Dabei ist eigentlich das Wandern der Rothirsche Lust.  Normalerweise werden die Rothirschkälber im Sommereinstand geboren. Der Sommereinstand ist das Gebiet, in dem die Muttertiere die Sommermonate verbringen. Im Herbst folgen die Kälber dem Muttertier in den Wintereinstand, der mehr als vierzig Kilometer vom Sommereinstand entfernt liegen kann. So kriegen die Jungtiere die Routen von den Müttern gezeigt. Bevor der Mensch eingriff, lebten die Rothirsche in den Wintermonaten in Flussauen, in den Sommermonaten im Hochgebirge oder in nahrungsreichen Wäldern. Heute werden Tiere, die immer noch wanderungswillig sind, häufig weggeschossen und durch Tiere ersetzt, die die Fütterungen akzeptieren und im Gebiet bleiben.