Reisebericht Camargue
(Mai 2005, bearbeitet 12/2020)
Bei Arles teilt sich die Rhone in zwei Arme auf, die nach etwa 40 km ins Mittelmeer fließen. Das Mündungsdelta hat in etwa die Form eines Dreiecks und begrenzt ein Gebiet, das als Flamingoparadies weit bekannt ist, die Camargue. In der Camargue kann man überall Flamingos sehen und hören. Während der Brutsaison halten die Paare eng zusammen (Bild 2) und machen fast alles gemeinsam und häufig auch synchron. Die Männchen sind deutlich größer und schwerer als die Weibchen. Durchschnittlich wiegen Flamingomännchen in der Camargue 3540, Weibchen dagegen nur 2530 Gramm. Bei der Nahrungsaufnahme treten die Vögel oft auf der Stelle und führen den Kopf- Oberschnabel nach unten - im Kreis um sich herum (Bild 3). Auf der Schlickoberfläche liegende organische Stoffe werden dabei durch saugende Bewegungen mit dem Wasser aufgenommen. Das Wasser wird alleine wieder ausgestoßen, die Kehle lässt ständig pumpende Bewegungen erkennen und der Vogel schreitet langsam vorwärts. Dieser Vogel lässt gerade überschüssiges schlickiges Wasser ablaufen (Bild 4).
Von einem Nahrungsgrund zum nächsten wechselt gerade dieser einfliegende Flamingo, der in der Luft zu schweben scheint.
Weniger sanft ist die Landung dieses Vogels. Nicht nur das Wasser spritzt auf, sondern auch der Schlick.
Oft fliegen Flamingos in linearen Formationen, dabei werden Köpfe und Beine etwas gesenkt.
Paare, die sich einmal gefunden haben, sind sich meistens recht einig. Einig auch im Streit: Während er den männlichen Partner des anderen Paares angreift, streitet sie sich mit dem Weibchen.
Von einem Nahrungsgrund zum nächsten wechselt gerade dieser einfliegende Flamingo (Bild 5) , der in der Luft zu schweben scheint. Weniger sanft ist die Landung dieses Vogels (Bild 6). Nicht nur das Wasser spritzt auf, sondern auch der Schlick.
Oft fliegen Flamingos in linearen Formationen, dabei werden Köpfe und Beine etwas gesenkt (Bild 7).
Paare, die sich einmal gefunden haben, sind sich meistens recht einig. Einig auch im Streit: Während er den männlichen Partner des anderen Paares angreift, streitet sie sich mit dem Weibchen (Bild 8).
Bevor es zur Begattung kommt, geht das paarungswillige Männchen ständig hinter dem Weibchen her und berührt mit dem Schnabel dessen Rücken. Die erste Kopulation erfolgt erst, nachdem das Interesse an der Gemeinschaftsbalz bei beiden Partnern erloschen ist. Nach der ersten Kopulation sind beide Vögel unzertrennlich. Sie wandern zusammen gemächlich durchs Wasser und kopulieren von Zeit zu Zeit wieder. Die Begattung bei Flamingos ist ein richtiger Balanceakt. Kupierte Vögel in Zoos und Tierparks haben damit große Schwierigkeiten. Nach der Begattung fangen Flamingos im allgemeinen recht schnell mit dem Nestbau an.
In unterschiedlichsten Formationen kann man die Flamingos vor allem am Etang du Fangassier fliegen sehen. Bis zu 25.000 Paare brüten hier, allerdings in schwankender Anzahl. Schon immer haben Flamingos in der Camargue gebrütet, nur zu Beginn der 60er Jahre tauchten sie jahrelang nicht auf. Man sieht in der Camargue nicht nur die ziehenden Flamingo-Formationen am Himmel, man hört auch weithin die auffallend gänseähnlichen Rufe der Vögel.
Das wunderschön rosafarbene Gefieder entwickeln Flamingos nur, wenn sie zahlreiche Kleinkrebse zu sich nehmen, denn mit den Krebsen nehmen sie einen roten Farbstoff auf. Jungvögel erkennt man daran, dass sie noch viele graue und schwärzliche Federpartien haben. Die Rosafärbung des Gefieders ist bei Altvögeln nach der Mauser am lebhaftesten und verblasst im Laufe des Jahres.
Neben den Flamingos hat die Camargue noch andere attraktive Vögel zu bieten. Viele Reiherarten fühlen sich in dem sumpfigen Gebiet wohl, finden sie doch überall Frösche und andere Wassertiere. Von den acht hier vorkommenden Reiherarten ist der Seidenreiher der häufigste. An den gelben Füßen ist der Seidenreiher leicht kenntlich. Außerdem ist er mit nur 60 cm Größe auch wesentlich kleiner als der sonst ähnliche Silberreiher, der ebenfalls in der Camargue vorkommt, aber viel seltener ist.
Ende des 19. Jahrhunderts waren Seidenreiher auch in der Camargue fast ausgestorben. Schuld daran war der Modegeschmack der Zeit, denn die Federn des Vogels mussten für Hüte und andere Modeutensilien herhalten. Heute kann der hübsche Vogel seine Schmuckfedern wieder gefahrlos zeigen.
Eigentlich ist der Kuhreiher ein afrikanischer Vogel. In Kenia und Tansania kann man ihn z.B. auf dem Rücken und zwischen den Beinen von Elefanten und Kaffernbüffel bewundern. In der Camargue brütet er erst seit 1968.
In der Camargue haben sich die Kuhreiher den weißen Pferden angeschlossen. Auf dem Rücken der Pferde genießen sie einen hervorragenden Rundblick. Fotografieren konnte ich das nicht, denn immer wenn ich anhielt, kamen die zutraulichen Pferde auf mich zu - und die Reiher flogen auf den Boden. Häufig halten sie sich aber auch bei den Stieren auf.
Gelbe Federn an Scheitel, Brust und Rücken zieren den Kuhreiher im Brutkleid. Auch der Schnabel leuchtet dann besonders.
Graureiher sieht man auch in der Camargue recht häufig. Doch sind sie weniger zahlreich als Seiden- und Kuhreiher. Der bussardgroße Nachtreiher ist vor allem in der Dämmerung und nachts aktiv. Er klettert vortrefflich im Gezweig und Röhricht herum und sitzt tagsüber mit eingezogenem Hals in Büschen oder deckungsreichen Bäumen. Auffallend rund- und breitflügelig ist der Nachtreiher im Flug; die Flügelschläge sind eulenartig geräuschlos. Neuerdings brütet der Nachtreiher auch in nennenswerter Zahl in den Niederlanden.
Nicht selten, aber ziemlich heimlich ist der Purpurreiher in der Camargue. Er ist kleiner als ein Graureiher und hält sich im Röhricht und anderer dichter Ufervegetation verborgen. Im Fluge fallen die im Vergleich zum Graureiher größeren Füße und der stärker durchhängende Hals auch bei schlechten Licht auf. Bei gutem Licht fällt die rotbraune Unterseite auf.
In den früheren Jahren konnte ich den Silberreiher nur einmal entdecken, heute ist er wieder häufiger. Er ist etwa graureihergroß und unterscheidet sich somit allein durch seine Größe schon deutlich von Kuh- und Seidenreiher. Außerhalb der Brutzeit ist sein Schnabel fast ganz gelb. - Einige Storchennester gibt es in der Camargue. Recht nahe kommt man an die wenig scheuen Vögel heran. Im Parc Ornithologique brüten auch freilebende Vögel.
Ein wenig grotesk wirken die hochbeinigen Stelzenläufer, die in der Camargue an den flachen Gewässern überall auffallen. Im Flug streckt der Vogel seine Beine weit nach hinten aus. Bräunlich wirkt das Weibchen im Vergleich zum tiefschwarzen Männchen und die Zeichnung am Kopf fehlt. 38 cm groß werden Stelzenläufer; sie bilden mit dem ebenfalls in der Camargue häufigen Säbelschnäbler eine Familie. Stelzenläufer erbeuten kleine Wassertiere, vor allem Kleinkrebse und Insekten. Mit ihren langen Beinen können sie in recht tiefe Wasserregionen vordringen, ohne ein nasses Gefieder zu bekommen.
Weißkopfmöwen ähneln Silbermöwen, sie sind aber etwas größer und kräftiger. Ihre Flügel überragen den Schwanz weiter. Die Altvögel haben leuchtend gelbe Beine. Von Nahem sieht man den auffälligen orangeroten Lidring.
Reinweiße Handschwingen haben Schwarzkopfmöwen. Diese haben auch keine schwarzen Spitzen wie bei Lachmöwen. Der Schnabel ist kräftiger und der Kopf ist schwarz und nicht schokoladenbraun wie bei Lachmöwen. Einzelne Paare brüteten auch im Zwillbrocker Venn bei Vreden in unserer Region.
Nur in Südspanien und in der Camargue brüten Dünnschnabelmöwen in Europa. Sie sind also eine echte Rarität. Im Brutkleid ist das Brustgefieder der Dünnschnabelmöwe rosa angehaucht. Im Flug wirken Dünnschnabelmöwen langhalsig. Schon im August ziehen diese Möwen fort und überwintern in Afrika. Erst im April kehren sie zurück. Sie leben von kleinen Fischen und Krebsen.
Eine große Seeschwalbenkolonie befindet sich in der Nähe von Saintes-Maries-de-la-Mer. Außer aus Brandseeschwalben besteht sie auch aus Zwergseeschwalben. Etwa lachmöwengroß ist die Bandseeschwalbe, die einen langen, schlanken, schwarzen Schnabel hat mit gelber Spitze. Brandseeschwalben können ihre Federn am Hinterkopf sträuben.
Mehr an der Nordsee erwartet man die Brandente, die aber auch in der Camargue häufig ist. Sie wanderte mit der Salinengründung in der Camargue ein.1956 gab es erst 50 Exemplare. Heute brüten schon mehr als 300 Paare hier.
Es gibt wohl kaum einen Ort in Südfrankreich, dessen Himmel nicht von Scharen von Mauerseglern bevölkert ist. Viel Vergnügen bereitete es mir, die Flugkünste der Vögel über Saintes-Maries-de-la-Mer zu beobachten.
Fahl- und Alpensegler sah ich zu Dutzenden bei Pont du Gard. Leider konnte ich sie in der Camargue nicht mehr finden, so dass die fotografische Ausbeute bescheiden blieb. Alpensegler kommen aber auch in Freiburg und direkter Umgebung vor.
Reichlich Nahrung finden Schwalben und Segler in der Camargue, denn fliegende Insekten gibt es genug. Diese Rauchschwalbe ruht ein wenig im Schilf aus.
Wie bei uns ist auch die Elster in der Camargue häufig. Anscheinend wird sie dort aber weniger verfolgt, denn sie ist nicht so scheu.
Auf ihrem Weg von Afrika zurück in ihre Brutheimat gelangen viele Singvögel nach langem Nonstopflug über das Mittelmeer auch in die Camargue. Dort werden die verbrauchten Energiereserven ersetzt und es wird erst einmal reichlich Nahrung aufgenommen. Diese Fitislaubsänger tun sich an Läusen gütlich.
Auch Gartenrotschwänze sind im April noch unterwegs. Auffällig viele Exemplare zogen Mitte April durch die Camargue, vor allem direkt an der Küste fiel dies auf. Hier ist das Weibchen des Gartenrotschwanzes abgebildet.
Auch die Rotschwänze, hier das Männchen des Gartenrotschwanzes, nutzen erst einmal das reichliche Nahrungsangebot, bevor sie weiterziehen.
Das Weibchen des Trauerschnäppers wird sich auch nur wenige Tage in der Camargue aufhalten. Als Höhlenbrüter sucht dieser Vogel Parks, lichte Wälder und Gärten mit Nistkästen auf, um dort zu brüten.
Ein prächtig schwarz-weiß gefärbtes Männchen des Trauerschnäppers- häufig sind die Trauerschnäpper auch schlicht grau gefärbt statt schwarz-weiß.
Baumpieper sind Vögel des Waldrandes und von offenen Flächen mit Bäumen. Ihren Gesang tragen die Männchen im Singflug vor.
Pieper und Stelzen bilden zusammen eine Familie. Schafstelzen gibt es in verschiedenen Rassen in Europa. Gern suchen sie zwischen Schafen ihre Nahrung auf Weiden.
Selten geworden ist das Braunkehlchen in unseren Breiten. Es braucht feuchte Wiesen, die in der Nähe auch Büsche und Hecken aufweisen, um brüten zu können.
Früher bei uns häufig und überall anzutreffen, muss man heute weit fahren, um Haubenlerchen zu sehen. Auf Brachflächen in der Camargue sah ich den einstmals so vertrauten Vogel wieder- doch er verhielt sich anders: nicht zutraulich wie früher, sondern scheu und aufmerksam.
Im Schilfwald kann man auf eine Begegnung mit Bartmeisen hoffen. Von Vorteil ist dabei natürlich, wenn man die Lautäußerungen der Vögel kennt.
Der Stieglitz ist im Süden Europas allgemein häufig und verbreitet. Distelsamen, seine Hauptnahrung, findet er reichlich und wärmeliebend ist dieser Vogel auch.
In Mitteleuropa fast verschwunden, ist der Rotkopfwürger in Südeuropa noch recht verbreitet. Im April kehren die ersten Vögel in der Camargue gerade aus ihrem Winterquartier zurück. Rotkopfwürger sind gute Sänger, die wie Gelbspötter andere Vögel imitieren.
Bei uns zur absoluten Rarität geworden, ist der Wiedehopf in offener Landschaft mit Baumgruppen in Südeuropa noch verbreitet. Er brütet vor allem in Baumhöhlen, aber auch in Mauernischen und alten Hütten und hält sich gern in der Nähe von Gebäuden auf, ist aber scheu.
Das eigene Spiegelbild veranlasste diesen Wiedehopf ans Fenster zu fliegen. Der Wiedehopf kann die sehr langen Scheitelfedern zu einer Haube aufrichten.
Wie bei uns das Rebhuhn hält das Rothuhn sich auf Feldern und Wiesen, aber auch auf Ödland auf. Es ist recht scheu und meistens war es schon weg, wenn ich das Auto gestoppt hatte.
Der Schwarze Milan ist neben der Rohrweihe der häufigste Greifvogel in der Camargue und wohl der häufigste Greif Südeuropas. In der benachbarten Crau, einer Steinwüste, kreisten oft ein Dutzend dieser majestätischen Vögel gleichzeitig am Himmel.
Hauptbeutetiere des Schlangenadlers sind Schlangen und Eidechsen. Ihn kann man in der Camargue bisweilen noch beobachten, in Südspanien ist er aber häufiger. Das Foto entstand im Parc Ornithologique.
Auch der Schmutzgeier ist manchmal in der Camargue zu beobachten. Auch über der Crau kreist er noch. Er ist der kleinste Geier und etwa bussardgroß. Foto aus dem Parc Ornithologique.
Hochzeit des Stelzenläufers
Wenn Stelzenläufer paarungswillig sind, fliegen die beiden Partner in das seichte Wasser in der Nähe ihres zukünftigen Neststandortes. Das Weibchen fordert das Männchen zur Begattung auf. Dazu stellt es sich mit leicht nach vorn geneigtem Rumpf und in der Verlängerung des Rumpfes mit ausgestrecktem Hals und Kopf reglos hin. So verharrt es eine ganze Weile, kann dabei aber eine ganz charakteristische Rufreihe ertönen lassen.