Natur-Reisebericht Costa Rica

 

 

Vom 6. - 24. 2. 2014 und vom 5. - 21. 2. 2020 hielt ich mich in Costa Rica auf. 

 


Costa Rica ist ein Traum für Vogelliebhaber, das kleine Land liegt auf der Route vieler Zugvögel und die Artenvielfalt ist herausragend. Über 300 Vogelarten konnte ich während meiner zwei Reisen in diesem mittelamerikanischen Land beobachten. 243 davon habe ich fotografiert und stelle ich auf dieser Homepage in Bildern vor : siehe Nichtsperlingsvögel und Sperlingsvögel. Deshalb sollen sie hier keine weitere Rolle mehr spielen. - Für fast jeden Touristen beginnt das Costa Rica-Abenteuer in San José, der Hauptstadt des mittelamerikanischen Staates. Die Stadt hat rund 340.000 Einwohner, der Ballungsraum um San José mehr als 1,6 Millionen Einwohner (gefühlt einige hundert Millionen mehr). Es ist gar nicht so einfach diese unruhige, hektische Stadt schnell zu verlassen und diesen Drang verspürte ich in der Tat augenblicklich. Stunden muss man dafür einplanen (zumindest wenn gerade Rushhour herrscht, also meistens). Die Fluchtrichtung war mir dagegen egal, nur schnell weg. Fast alle anderen Regionen und Orte gefielen mir dagegen, Natur findet man überall.

 

Säugetiere im Land 

Eines der auffälligsten Säugetiere Costas Rica ist der Weißrüsselnasenbär, der im Lande auch Coatimundi oder Pizote genannt wird. Die Nasenbären sind im ganzen Land zu finden vor allem an der Küste. Während meiner ersten Reise konnte ich einmal an einer Straße fast 30 Nasenbären beobachten. Bis 110 cm lang können die Tiere werden, die mit dem Waschbären verwandt sind. Allerdings sind die Männchen deutlich größer als die Weibchen. Als Allesfresser suchen Nasenbären auch gern Futterstellen für Vögel auf und machen sich über die ausgelegten Bananen her, weshalb sie nicht überall gern gesehen sind.

Insgesamt kommen sechs Kleinbärenarten in Costa Rica vor: Krabbenwaschbär und Nordamerikanischer Waschbär, der Makibär, das Mittelamerikanische Katzenfrett, der Nasenbär und der Wickelbär. Meistens sind sie dämmerungsaktiv, ein Grund dafür, dass mir vom Wickelbären nur mäßige Aufnahmen gelungen sind. Den Wickelbär konnte ich dabei beobachten, wie er das Zuckerwasser für die Kolibris leer trank.


In den Bergen bei San Gerardo de Rivas in den Jardens secretos liefen mir gleich einige dieser merkwürdigen Nagetiere vor die Kamera. 11 verschiedene Aguti-Arten gibt es in Mittel- und Südamerika, von denen einige im Bestand gefährdet sind. Agutis gehören zur Ordnung der Nagetiere (Unterordnung: Meerschweinchenartige) und sehen auch aus wie riesige, langbeinige Meerschweinchen. Agutis haben eine braune bis rötliche Fellfarbe, ihr Bauch ist dagegen heller und weiß bis gelblich gefärbt. Im Vergleich zum Körper ist der Kopf des Mittelamerikanischen Agutis (Dasyprocta punctata) relativ groß mit großen Augen und runden Ohren. Bis zu 4 kg schwer werden Agutis uns bis 62 cm groß. Sie können bis zu 20 Jahre alt werden.


Begegnungen mit Bunthörnchen (Sciurus variegatoides), einer recht großen Eichhörnchenart, sind in Costa Rica häufig. Bunthörnchen sind individuell sehr unterschiedlich gefärbt. Die tagaktiven Hörnchen leben in waldigen Gebieten, wo sie sich von Samen und Früchten verschiedener Bäume und gelegentlich auch wie unsere einheimischen Eichhörnchen von Vogeleiern, Jungvögeln und Insekten ernähren. Bunthörnchen stehen in dem Verdacht eine neue Form des Borna -Virus zu übertragen, an dem einige Bunthörnchenzüchter  in Sachsen-Anhalt starben.

Häufig kommt gemeinsam mit dem Bunthörnchen das Rotschwanzhörnchen  (Sciurus granatensis)  vor. Auch diese Tiere sind in ihrer Färbung sehr variabel und kommen in über 30 Unterarten vor. Die Rückenfärbung ist in der Regel geprägt durch ein dunkles Rot, die Variationen umfassen ein gräulich meliertes Schwarz mit Gelbstich bis zu einem dunklen Kohlschwarz mit gelben Einfärbungen. Die schwarze Farbe kann auch in Form einer deutlichen Mittellinie vorhanden sein.


Vier Affenarten kommen in Costa Rica vor: Brüllaffen, Totenkopfäffchen, Weißkopf-Kapuzineraffen und Klammerschwanzaffen.  Vielleicht wird man keine Brüllaffen sehen, aber unmöglich dürfte es sein, sie zu überhören. Denn männliche Brüllaffen kann man kilometerweit hören und sie sind damit die lautesten Säugetiere weltweit. In Sarapiquí, unweit unserer Lodge, waren die Tiere schon frühmorgens zu hören und dadurch natürlich auch zu lokalisieren. Da sie sich zudem nur langsam bewegen, konnte ich Fotos von ihnen oben in den Baumwipfeln machen.


Den Panama-Kapuzineraffen begegneten wir in Stella's Monteverde - Kolibricafé am Eingang zum Biologisches Reservat Monteverde. Ein Weibchen trug sogar einen Babyaffen auf dem Rücken, was es aber keineswegs an ausgiebigen Klettertouren hinderte. Der Panama-Kapuzineraffe (Cebus imitator) ist eine Primatenart aus der Gattung der Kapuzineraffen innerhalb der Neuweltaffen. Er kommt im westlichen Panama, in Costa Rica sowie auf der karibischen Seite von Nicaragua und Honduras vor.


Faultiere sind sehr langsam und lassen sich durch nichts stören. In ihrem Fell züchten sie zudem eine besondere Algenart, die ihnen einen grünen Schimmer verleiht und wodurch sie noch besser getarnt sind. So können sie sich in den Baumkronen des tropischen Regenwaldes sehr  sicher fühlen. Kaum ein Räuber ist dort unterwegs, wo sich die wehrlosen und sich nur in Zeitlupe bewegenden Baumbewohner den größten Teil ihrer Zeit aufhalten. Entdeckt man eins in einem Baum und hat die Kamera nicht dabei- kein Problem! Die Kamera kann man in Ruhe holen, das Faultier wird auch Stunden später im selben Baum abhängen. Doch natürlich hatte ich meine Olympus immer griffbereit bei mir. In Costa Rica leben zwei Faultierarten,  das hier zu sehende Braunkehl-Faultier, welches zu den Dreifingerfaultieren gehört und das Hoffmann-Zweifingerfaultier. Sie sind schwer zu unterscheiden. Während aber das Zweifingerfaultier  an den Vorderfüßen nur zwei und an den Hinterfüßen drei Zehen hat, hat das Dreizehenfaultier auch drei Zehen an den Vorderfüßen.  Übrigens leben Faultiere sehr gefährlich, wenn sie ihren Baum verlassen müssen. 50 % aller Faultiere finden den Tod am Boden, weil sie ihren Feinden dort schutzlos ausgeliefert sind.


245 verschiedene Säugetierarten kommen im kleinen Land Costa Rica vor, davon sind 220 Landsäugetiere. (Zum Vergleich: Im flächenmäßig genau 7mal so großen Deutschland gibt es 98 Säugetierarten.) Von den 245 Säugetierarten sind 107 Fledermausarten. Also dürfen die Fledermäuse hier nicht außer Acht gelassen werden, wenngleich ich mich nicht an die Artbestimmung herantraue. Fledermäuse zu finden ist schwer, obwohl sie tagsüber manchmal mitunter auf Augenhöhe – auf Baumstämmen rasten. Sie sind aber so gut getarnt, dass sie dennoch so gut wie unsichtbar sind. Mir haben freundliche Ticos (Einheimische nennen sich selbst so)  solche „versteckten“ Fledermäuse gezeigt. Dafür noch mal vielen Dank!


Amphibien und Reptilien

Amphibien und Reptilien kann man überall in Costa Rica entdecken und beobachten. Das größte Reptil, das Spitzkrokodil (Crocodylus acutus) wird zwischen 4,5 – 6m lang und ist z.B. von der Tárcoles-Brücke (etwa 90 km von San José entfernt), unter der sich Dutzende dieser imposanten Tier tummeln, leicht zu beobachten. Die bis zu 800 kg schweren Tiere sind hier am Tarcoles-Fluss zu Dutzenden anzutreffen, ebenso kann man sie im Carara Nationalpark finden. Es werden Bootstouren zu den Tieren angeboten. Während die Spritzkrokodile, auch Amerikanische Krokodile genannt, Menschen durchaus gefährlich werden können, ist der Brillenkaiman (Caiman crocodilus) für den Menschen harmlos. Er wird etwa 2,5 m lang. Allerdings würde ich mich nicht mit einer Angel in Gewässer trauen, die von Kaimanen wimmeln und dort seelenruhig angeln wie ich es öfters gesehen habe (dafür bin ich zu wasserscheu). Kaimane sind an vielen Orten in Costa Rica häufige Tiere. Auf unseren Bootstouren in Cano Negro sah man sie überall am Ufer liegend oder mit dem Kopf aus dem Wasser ragend.


Die beiden Krokodilarten sind nur 2 von 212 Reptilienarten Costa Ricas. Wenn man sich einmal eingeguckt hat, entdeckt man vielerorts Leguane, Eidechsen oder Schildkröten. Schwieriger wird’ s, wenn man Schlangen entdecken möchte. Wohin ich auch komme, immer bin ich auf der Suche nach diesen interessanten und wunderschönen Tieren, werde aber nur sehr selten fündig, denn zu scheu und zu aufmerksam sind sie. In Costa Rica leben sogar besonders viele Schlangen. Einige Schlangenarten sind  extrem giftig und sicherheitshalber soll man immer auf den Wegen bleiben und hohes Gras meiden. Das habe ich nie getan, dennoch nur äußerst selten eine Schlange aufgespürt. Insgesamt gibt es 128 Schlangenarten in Costa Rica, von denen 17 giftig sind. Überhaupt ist die Herpetofauna Costa Ricas hervorragend erforscht, denn das Land ist der Wissenschaft gegenüber sehr aufgeschlossen und zieht eine Menge von Wissenschaftlern der nahen USA an.


Die Strände Nancite (im Nationalpark Santa Rosa) und Ostional (auf der Halbinsel Nicoya) in der nordwestlichsten Provinz Guanacaste sind von enormer Bedeutung für Meeresschildkröten. Vor allem die Bastardschildkröten (Lepidochelys olivacea) suchen diese beiden Strandabschnitte zur Eiablage auf. Rund 100.000 Bastardschildkröten legen am 1 km langen Strand von Ostional ca. 20 – 30 Millionen Eier ab. Leider war ich zur Eiablage der Meeresschildkröten noch nicht in Costa Rica, diese erfolgt zwischen Juli und Dezember. Neben den Meeresschildkröten sind in Costa Rica Schlammschildkröten, Sumpfschildkröten und die Schnappschildkröte (Chelydra serpentina) anzutreffen.  


Zur Familie der Echsen gehören die Leguane, die Geckos, die Teju-Echsen (Teiidae), die seltenen Nachtechsen und Skinke sowie die Schleichen. Nicht weniger als 68 Arten von Echsen gibt es in Costa Rica. Besonders aufgefallen sind mir die Leguane (Iguana iguana), die man leicht und zahlreich vom Boot aus zum Beispiel in Cano Negro beobachten kann. Oft hängen die bis zu 2 m großen Leguane oben in den Bäumen herum. In Curacao habe ich beobachtet, wie sie sich bei drohender Gefahr einfach vom Baum ins Wasser fallen ließen und dann schnell zum Ufer schwammen. Dort gab es allerdings auch keine Krokodile. Die grellgrün gefärbten Jungtiere ernähren sich von Insekten. Die ausgewachsenen Leguane dagegen sind Pflanzenfresser. Sie sind auch nicht vollkommen grün, sondern eher gräulich-grün oder bräunlich gefärbt. Auch rot-orange Färbungen kommen bei männlichen Tieren vor. In Curacao wandern viele Leguane auch heute noch in den Kochtopf. Das weiße Fleisch der bis zu 6 kg schweren Tiere soll nach Hähnchen schmecken. Auch in Costa Rica und im übrigen Mittelamerika wurden die Tiere sehr gern gegessen. Die Wildtierbestände gingen dadurch stark zurück. Heute kann man die Tiere züchten und entnimmt sie nicht mehr der Natur.

Auch der Stirnlappenbasilisk (Basiliscus plumifrons) gehört zur Unterordnung der Leguanartigen und ist in den Regenwäldern und Feuchtgebieten Mittelamerikas zu Hause. Stirnlappenbasilisken leben vorwiegend auf Bäumen in Wassernähe. Sie können sehr gut schwimmen und tauchen. Mit ihren verbreiterten Zehen sind sie sogar in der Lage, für kurze Zeit über Wasser zu laufen. Deshalb wird der Stirnlappenbasilisk auch Jesus-Christ-Echse genannt.

 

Der Malachitgrüne Stachelleguan gehört ebenfalls zur Unterordnung der Leguanartigen und besiedelt hauptsächlich Nebelwälder. Er ist tagaktiv, überwiegend baumbewohnend und ovovivipar. Man findet  ihn in gut besonnten Lebensräumen mit spärlichem Baumbestand, auch in Gärten und Kaffeeplantagen. Er kommt bis in Höhenstufen von 3.800m vor. Ich fan d ihn in Gerardo de Dota  in mehr als 3000 m Höhe. Diese Art soll häufig sein und ist ungefährdet.

Beenden möchte ich meinen kurzen Reisebericht nicht, ohne auf die Vielzahl von Fröschen und Kröten hinzuweisen, die man in Costa Rica finden kann. Oft hört man die Frösche vor allem in der Nacht. Nachts mit einer Taschenlampe bewaffnet loszugehen, macht Sinn, wenn man die Frösche sehen möchte. Auch eine Fülle von Insekten wird man entdecken. Überhaupt findet man immer etwas zum Fotografieren und Betrachten. Um mich nicht zu verzetteln (der Tag hat nun mal nicht mehr als 11 zum Fotografieren geeignete Stunden, da es sehr schnell dunkel wird) musste ich mir mit den Vögeln einen Schwerpunkt setzen, ohne den Blick auf die vielen Tiere, die prachtvollen, manchmal dennoch auch unscheinbaren Orchideen, die wunderschönen Baumbiotope (jeder einzelne Baum hat eine eigene Begleitflora) und die großartigen Landschaften zu vergessen.