Der Marienkäfer

Der Siebenpunkt (Coccinella septempunctata)

(August 2004)


Jedes Kind kennt den Marienkäfer und ist begeistert von seinem Glanz, seiner roten Färbung und der runden Gestalt. Stundenlang habe ich in meiner Kindheit Marienkäfer gesucht, gesammelt, eingesperrt –ich wollte sie doch so gern bei mir haben- und wieder freigelassen. Ich habe ihre Punkte gezählt und geglaubt, dass jeder Punkt für ein Lebensjahr des Käfers stünde. Ich erinnere mich daran, dass ich mal einen fand, von dem ich glaubte, er habe das hohe Alter von 22 Jahren erreicht. Vielleicht habe ich ja sogar das Zählen mit den Marienkäferpunkten erlernt!

Sympathie für den Marienkäfer empfinden fast alle Kinder; sie sind verzückt, wenn ihnen der Käfer über den Arm krabbelt. Allein der Name „Marienkäfer“ sagt alles, ist der doch von der Muttergottes höchstpersönlich abgeleitet und gilt der hübsche Käfer zudem als ausgesprochener Glücksbringer. Heute weiß ich natürlich, dass die Punkte nichts mit dem Alter des Käfers zu tun haben und es über 80 verschiedene Marienkäferarten in Mitteleuropa gibt, die zum Teil auch durch die Zahl ihrer Punkte voneinander unterschieden werden können. Am häufigsten findet man bei uns den Siebenpunkt (Coccinella septempunctata). Er ist im Garten vom März bis Oktober zu finden und jetzt im August allgegenwärtig. Auch Adalia bipunctata, der Zweipunkt, ist überall häufig und kommt in vielen Farbvarianten vor. Zehnpunkt (Adalia 10-punctata) und Vierzehnpunkt (Calvia 14–guttata) sind auch keine Seltenheiten und variieren ebenfalls sehr in ihrer Farbe.  Und den Zweiundzwanzigpunkt (Thea 22-punctata) gibt es tatsächlich: Er kommt in niedrigen Pflanzen vor und ernährt sich von Mehltau.

 

Alle Marienkäfer sind ausgesprochene Nützlinge und dem Menschen fleißige Helfer bei der Gartenarbeit, ernähren sie sich doch von Blattläusen. Und wenn Gefräßigkeit im Allgemeinen auch nicht als gute Eigenschaft gilt, die Gefräßigkeit des Marienkäfers ist gern gesehen: Mehr als 50 Blattläuse kann unser Siebenpunkt an einem Tag fressen und auch seine Larve schafft ähnlich große Tagesrationen in ihren letzten Larventagen. Eine Siebenpunktlarve vertilgt im Laufe ihrer vierwöchigen Entwicklung 500 Blattläuse! Wenn man bedenkt, dass ein Weibchen des Siebenpunktes im Frühjahr und Frühsommer Hunderte von Eiern in kleinen Gelegen von je 10-40 Stück in die Nähe von Blattläusen an Stängel und Blätter von befallenen Pflanzen heftet, dann kann man ungefähr ermessen, wie viele Blattläuse von einem einzigen Käfer und seinem Nachwuchs in einer einzigen Gartensaison vertilgt werden und wie biologisch wirksam Marienkäfer in ihrem Umfeld sind.


Marienkäfer fressen Blattläuse nicht Häppchenweise auf, sondern saugen sie nach Injizieren eines Verdauungssaftes aus. Zurück bleiben die leeren Chitinhüllen der Läuse. Selbst werden Marienkäfer auch zur Beute vieler Tiere, obwohl ihre rote Warnfarbe abschreckend wirken soll. Rot bedeutet „ungenießbar“, „nicht schmackhaft“. Wenn die Warnfarbe allein nicht abschreckend genug wirkt, sondert der Käfer auch einen eklig riechenden, gelblichen Saft ab, an dessen Geruch ich mich aus Kindertagen noch erinnere. Auch stellt er sich tot oder lässt sich vom Stängel ins Gras fallen. Doch bei Eidechsen nutzen alle diese Tricks nicht; auch Frösche und Kröten, Laufkäfer und Spinnen, Libellen und selbst Sperling und Amsel fressen die Käfer. Zahlreiche Marienkäfer werden zudem noch Opfer von Parasiten, die auch die Larven befallen. Wegen seiner großen Nützlichkeit ist der Marienkäfer ein gut untersuchtes und erforschtes Tier- das gilt auch für seine Metamorphose, die Verwandlung vom Ei bis zum fertigen Käfer. Ende April bis Anfang Mai legen die Marienkäferweibchen, die überwintert haben, ihre bis zu 400 Eier in Portionen zu 10-20 ab. Nach 5-8 Tagen schlüpfen aus den Eiern die Larven. In ein bis zwei Monaten häuten sich die Larven viermal. Recht behände laufen sie auf Pflanzen umher.


Sie sind blaugrau und haben rote und schwarze Warzen auf dem Rücken und an den Seiten. Die Marienkäferpuppen hängen frei an Pflanzen und nach 6-9 Tagen, im Juli/August schlüpft die zweite Käfergeneration des Jahres aus diesen Puppen. Diese Generation überwintert (oft im trockenen Gras, unter Steinen und Rinde, in Scheunen und Kellern) und vermehrt sich erst im nächsten Frühjahr erneut. Übrigens wachsen geschlüpfte Käfer nicht mehr, es gibt also keine kleinen und großen Käfer ein und derselben Art. Ein Käfer bleibt sein ganzes Leben lang, ähnlich wie ein Schmetterling oder eine Libelle, gleich groß und wird nicht viel älter als ein Jahr. 

Interessant ist es einmal, die Entwicklung eines Marienkäfers mitzuverfolgen. Dazu stellt man einen Stängel mit Blattläusen in einen Becher mit Wasser, den man nach oben abdichtet. Den Becher stellt man in ein großes Einmachglas mit Deckel und sucht sich eine Marienkäferlarve, die man an den Stängel setzt. Das Glas sollte man an einen möglichst hellen Platz setzen, aber nicht in die volle Sonne. Für Frischluft muss man sorgen und auch immer darauf achten, dass genug Läuse da sind. Schon nach wenigen Tagen beginnt ja die Puppenruhe und nach etwa 6 Tagen sollte man schauen, ob der Käfer bereits schlüpft. 


Sie haben Interesse bekommen und möchten sich genauer mit Marienkäfern befassen?

Der deutsche Jugendbund hat einen eigenen Schlüssel zur Erkennung unserer Marienkäfer herausgegeben:

Nötzold, Volker: Marienkäfer (DJN), Neumünster –ISBN: 3-923376-20-0

Wer ein schönes Käfer - Bestimmungsbuch braucht, dem sei empfohlen:

Zahradnik, Jiri: Käfer Mittel- und Nordwesteuropas, Parey-Verlag Hamburg und Berlin.

Besonders wertvoll und gelungen ist der Natur-Kalender-2 von Ursula Wawra, der schöne Aktionen zu Themenkreisen der Natur zeigt, mit dem Marienkäfer im Juli.

Wawra/Wawra, Natur erleben durch das Jahr- 2, Aachen.