Die Hain-Schwebfliege - Insekt des Jahres 2004

                                                                                                             (Juli 2004)


Insekt des Jahres 2004 ist die Hain-Schwebfliege (Episyrphus balteatus); da vor allem die Weibchen dieser Schwebfliegenart überwintern und auch an warmen Wintertagen fliegen, erhielt diese Art zudem den deutschen Namen Winterschwebfliege. Ein Teil unserer Hain-Schwebfliegen eifert im Herbst den Zugvögeln nach und wandert nach Süden, der bei uns überwinternde Teil der Population versteckt sich unter Rinde und im Laub. Schon an warmen Wintertagen, spätestens aber im zeitigen Frühjahr kommen die Fliegen aus ihren Verstecken und machen sich auf die Suche nach Blüten und Nektar. Dann sind sie an Huflattich, Winterlingen und vor allem an Weiden zu finden. Da Hain-Schwebfliegen nur einen kurzen Rüssel besitzen, brauchen sie Blüten, deren Nektar und Pollen offen dargeboten werden. Ringelblumen, Löwenzahn, Mohn und Petersilie sind deshalb bei diesen Schwebfliegen besonders beliebt und wenn man sie fördern möchte, sollte man diese Pflanzen im garten haben. Die Winterschwebfliege fliegt gewöhnlich von März bis Oktober. Jetzt im Juli fliegen besonders viele dieser hübschen, fein gezeichneten Insekten und spätestens jetzt fallen sie dem interessierten Beobachter auf. Winter-Schwebfliegen werden etwa 8-11 mm lang und sind recht schmal gebaut. Kennzeichen dieser Art sind die drei hellgrauen Längslinien am Mesonotum (Brust), die unbehaarten Augen, die grau bestäubte Stirn, die über den Fühlern dunkler ist und die oft ganz braunen Fühler.


Der Hinterleib hat am 2. Segment zwei gelbe Flecken sowie am 3. und 4. Segment breite schwarze Hinterrandsäume. Typisch für die Art sind auch die blaugrau wirkenden Querstreifen. Eigentlich kann man diese Schwebfliegenart mit anderen Schwebfliegen kaum verwechseln, da die Hinterleibszeichnung recht eindeutig ist. Wie bei fast allen Schwebfliegenarten ist auch bei Episyrphus balteatus ein ausgesprochener Sexualdimorphismus vorhanden, ohne große Mühe lassen sich die Geschlechter unterscheiden. Bei den Weibchen sind die Augen immer getrennt, bei den Männchen stoßen sie zusammen oder liegen sie näher zusammen.

Winterschwebfliegen sind sehr häufige Blütenbesucher im Garten (vermutlich ist die Art die häufigste Schwebfliege Mitteleuropas) und auf fast allen Blüten anzutreffen. Außer für Dolden- und Korbblüten, auf denen man oft mehr als zehn Exemplare dieser Art antreffen kann, haben diese Schwebfliegen im Sommer auch für Klatschmohn eine Vorliebe, im Frühjahr findet man sie vor allem an Weidenkätzchen. Man findet Episyrphus balteatus in allen Biotopen Mitteleuropas, darüber hinaus ist sie in fast ganz Europa, Asien und Nordamerika anzutreffen. Diese Art ist ein ausgesprochener Nützling, da die Larven von Blattläusen leben, die sie anstechen und aussaugen. Bis zu 100 Läuse vertilgt eine einzige Larve am Tag bis zu ihrer Verpuppung. In Sommern, in denen es besonders viele Blattläuse gibt, gibt es deshalb auch immer besonders viele Winterschwebfliegen. Die erwachsenen Tier dagegen ernähren sich von Nektar und Pollen.


Viele Larven von Schwebfliegen teilen die Vorliebe der Larven der Hainschwebfliegen und fressen Läuse- immerhin rund ein Viertel der etwa 450 in Deutschland verbreiteten Schwebfliegenarten. Die Weibchen suchen nach Blattlauskolonien; sind sie pfundig geworden, schweben sie vor der Pflanze und legen dann ihre ein Millimeter langen Eier ab, insgesamt über Tausend. Aus den Eiern schlüpfen Larven, die sich direkt auf die Suche nach Blattläusen machen. Sie stechen die Blattläuse mit ihren Stilett artigen Mundwerkzeugen an und saugen sie aus. Nach etwa acht bis elf Tagen (das ist von der Temperatur abhängig) verpuppen sich die Larven. Für Menschen sind übrigens alle Schwebfliegen völlig ungefährlich und ihre schwarz-gelbe Warnfarbe ist nur ein Bluff, mit dem sie auch viele ihrer potentiellen Feinde hereinlegen können. Allerdings durchschaut der Grauschnäpper diesen Bluff und vermag diese Schwebfliegen sehr wohl von Wespen zu unterscheiden.