Bei längerem Frost, Eis und einer hohen Schneedecke leiden Vögel größte Not. Für Amseln, Rotkehlchen, Heckenbraunellen oder Misteldrosseln, die ihre Futter hauptsächlich am Boden suchen, ist es unmöglich, genug Nahrung zu finden. Ihre Nahrung ist unerreichbar geworden. Diese Vögel sind nun auf unsere Hilfe angewiesen. Was ist zu tun?
Zum Glück denken heutzutage viele Menschen besonders im Winter an die Vögel und füttern sie. Fast in jedem Garten steht ein Futterhaus mit Vogelfutter, das überall fertig gemischt gekauft werden kann. Meistens sind Sonnenblumenkerne, verschiedene Saaten, Erdnüsse, Rosinen und Haferflocken enthalten. Dieses Futter fressen die Vögel auch gern und selbst der Weizen, der oft viel zu reichlich beigemischt wird, verschwindet irgendwann aus den Futterhäusern, weil Ringeltauben ihn durchaus zu schätzen wissen. Ich mische mein Vogelfutter aus Spaß an der Freude lieber selbst aus Erdnusskernen, Walnüssen, Sonnenblumenkernen und verschiedenen Saaten, aus Hafer, Haferflocken und getrockneten Mehlwürmern. Nüsse fressen fast alle Vögel sehr gern, da sie fett- und nährstoffreich sind. Sie stehen mir reichlich zur Verfügung, weil unser Walnussbaum seit Jahren schon hervorragend trägt.
Der Gartenbaumläufer (Bild 1) wird aber nicht am Futterhaus erscheinen. Er sucht seine Nahrung weiterhin unter borkiger Rinde an Baumstämmen. Er leidet weniger als andere Vögel unter diesen Wetterbedingungen, aber es ist auch für ihn schwierig geworden, satt zu werden. Man kann ihm helfen, indem man Fett unter vorspringender Rinde schmiert. Nach einiger Zeit wird er es finden und dann immer wieder zur selben Stelle zurückkommen. Beim Metzger erworbener ungesalzener Rindertalg, den man schmelzen und auch für Meisenknödel und -ringe nutzen kann, tut dafür gute Dienste.
Futterhäuser haben den Nachteil, dass viele Vögel oft gleichzeitig darin sitzen und fressen und das Futter dabei durch ihren Kot auch verunreinigen. Deshalb ziehe ich Futtersilos vor, die eine große Menge Futter gleichzeitig aufnehmen und trocken und sauber halten.
Feldsperlinge (Bild 2) halten sich bei mir oft zu Dutzenden gleichzeitig am Silo auf, ohne das Futter dabei stark zu verunreinigen. Erstaunlicherweise finden sich auch Dohlen (3) und Rabenkrähen (4) am Futtersilo und an den aufgehängten Meisenknödeln ein, wenn für sie dort die Nahrungsbeschaffung auch schwierig wird und sorgen dafür, dass sich die Blaumeisen (Bild 5 und 6) am Silo nicht kugelrund essen. Es ist natürlich von großem Vorteil, wenn nicht erst jetzt bei Eiseskälte und Nahrungsknappheit mit dem Füttern begonnen wird und die Vögel die Futterstellen bereits kennen.
Wie gern Nüsse und ganz besonders Walnüsse von den Vögeln gefressen werden, ist auf den folgenden Bildern zu sehen. Nicht nur Blaumeise (Bild 7) und Kohlmeise (Bild 8), Feldsperlinge (Bild 9 und 10) und Dohle (Bild 11), auch die Weichfutterfresser Rotkehlchen (Bild 12), Misteldrossel und Amsel (Bild 13) verschlingen die Nüsse. Fasane (Bild 14,15) präferieren bei mir allerdings Erdnüsse, verschmähen aber auch Walnüsse nicht.
Exzellentes Vogelfutter sind auch Vogel- und Holunderbeeren. Dafür braucht man natürlich einen Plan und eine nicht zu volle Tiefkühltruhe, denn man muss sie im Herbst sammeln und einfrieren. Äpfel oder Birnen, ungespritzte Weintrauben und andere Obstsorten sind ebenfalls gutes Futter für alle Drosseln wie die Amsel ( Bild 16), die Misteldrossel (Bild 17), die Rotdrossel (Bild 18) und Wacholderdrosseln und das Rotkehlchen.
Auch Fette sind ein extrem wertvolles Winterfutter für unsere heimischen Vögel. So kann man sich ungesalzenen Rindertalg vom Metzger holen (kostet nicht viel) , diesen schmelzen (würde ich nicht in der eigenen Küche machen, da diese sonst tagelang stinkt) und den geschmolzenen Talg z.B. in Kokosnusshälften oder Blumentöpfe gießen (die Schnur zum Aufhängen nicht vergessen) und mit Walnüssen, Erdnüssen, Sonnenblumenkerne ohne Schalen, mit getrockneten Mehlwürmern, Saaten und Rosinen vermischen. An das Fettfutter, das man auch einfach unter Rinde und Borke drücken kann, gehen sämtliche Meisen, Spechte, Baumläufer, Rotkehlchen, auch Heckenbraunellen (Bild 19,20). Heckenbraunellen fliegen das Fettfutter nur selten direkt an, sie sammeln aber auf, was den anderen Vögeln herunterfällt. Natürlich kann man auch fertiges Fettfutter (Meisenringe und -knödel, auch Fettblöcke und -tafeln) kaufen. Wichtig ist, dass man -wenn man irgendwie kann- Netze vermeidet, da sich Vögel darin verheddern können und Müll anfällt.
Das Körnerfutter sollte man den Vögeln geschützt z.B. in Futtersilos anbieten, zur Not auch in Futterhäusern, die man dann von Zeit zu Zeit reinigen sollte. Man kann auch einen einfachen Unterstand anbieten, unter den man das Futter auslegt (natürlich nicht bei einem derartigen Ostwind wie zur Zeit). Der Vorteil ist dann, dass in der Nacht Mäuse an die Saaten gehen und sich somit Eulen Beutemöglichkeiten bieten. Um Goldammern (Bild 21, 22) anzulocken, kann man sich Hafer besorgen und diesen ausbringen. Das vergrößert die Chance, diese hübschen Vögel in den Garten zu bekommen. Am Futtersilo selbst habe ich noch keine Goldammern gesehen. Auch Tauben beobachten ihre Umgebung genau und wenn sie feststellen, dass Kleinvögel immer wieder eine Futterstelle anfliegen, machen sie es auch wie diese Hohltauben (Bild 23,24). Eher ist mit der Ringeltaube (Bild 25, 26) zu rechnen, die überall vorkommt und bei hohem Schnee und Kälte auch Futtersorgen hat.
Ein highlight für meine Gartenvögel sind Mehlwürmer, die man im Zoohandel oder im Internet kaufen kann. Rotkehlchen, Amseln, Heckenbraunellen, aber auch Feld- und Haussperlinge, selbst Buchfinken fressen sie sehr gern. Die Rotkehlchen (Bild 27) kommen sogar in mein Zimmer, wenn ich die Fenster öffne und sie die Mehlwürmer sehen können oder fressen diese aus der Hand. Nachteil ist natürlich, dass Mehlwürmer nicht billig sind. Zuletzt sei gesagt, dass man immer genug Futter auslegen sollte, damit alle wie diese Amsel (Bild 28) satt und gesund die harte Zeit überstehen. Falsches Futter kann aber auch krank machen: Essensreste z.B. sind nichts für unsere heimischen Vögel!